Ninebot ES2 im Test
Der Ninebot ES2 by Segway ist ein Elektroroller, der für uns von ganz besonderem Interesse ist – und zwar vor allem deshalb, weil dieses Modell von vielen E Scooter Sharing Anbietern genutzt wird, ähnlich wie der nicht minder bekannte Xiaomi M365. Gerade bei Sharing E Scootern muss davon ausgegangen werden, dass sie besonders hohen Belastungen ausgesetzt sein dürften – nicht nur, dass sie im permanenten Dauereinsatz sind, erfahrungsgemäß muss man auch damit rechnen, dass diese Scooter nicht gerade pfleglich von ihren Fahrern behandelt werden. Das bedeutet, dass E Scooter wie der Ninebot ES2 besondere Anforderungen erfüllen müssen – sie sollten z.B. nicht nur robust und wartungsarm sein, sondern natürlich auch gute Fahreigenschaften haben. Außerdem sollte ein Modell, dass als Sharing E Scooter genutzt wird, besonders leicht zu bedienen sein. Doch kann der Ninebot ES2 die genannten Kriterien erfüllen? Wir machten den Test.
Bevor wir euch die reinen Fakten zu diesem Modell präsentieren, möchten wir kurz darauf aufmerksam machen, dass der Ninebot ES2 hierzulande auch als E Scooter für den Privatgebrauch gekauft werden kann, und zwar schon zu Preisen deutlich unter 500,- Euro.
Ninebot ES 2 – Technische Daten
- Elektroroller mit 25 km/h Höchstgeschwindigkeit (15,5 mph).
- Drei Fahrmodi einstellbar (bis 15 km/h, 20 km/h oder 25 km/h).
- Ausgangsleistung 300W.
- Reichweite laut Herstellerangaben bis zu 25 km (15,5 Meilen). Durch Hinzufügen eines zweiten Akkus soll sich die Reichweite sogar bis auf 45 km steigern lassen (28 Meilen) – in diesem Fall spricht man allerdings nicht mehr von einem ES2, sondern von einem ES4.
- 187 Wh Akku (Ladezeit 3,5 Stunden).
- Energierückgewinnung.
- Gewicht 12,5 kg.
- Maximaler Steigungswinkel 10°.
- Tempomat für mehr Fahrkomfort (ein- und ausschaltbar).
- LED-Front- und Heckleuchten.
- Vorderrad- und Hinterrad-Stoßdämpfung.
- Umgebungslichter (farbige Lichter unterhalb der Trittfläche) lassen sich an den persönlichen Geschmack anpassen.
- LED Anzeige am Lenker zeigt aktuelles Tempo, Ladezustand und Power-Modus an.
- Elektrische Vorderradbremse mit Antiblockiersystem (per Hand aktivierbar).
- Mechanische (Fuß-) Bremse, die sich durch Treten auf das hintere Schutzblech betätigen lässt.
- Größe: 102 x 43 x 113 cm (zusammengeklappt 113 x 43 x 40 cm).
- Reifengröße: 20 cm vorn, 19,2 cm hinten (Hartgummireifen).
- Ein praktischer Seitenständer ist vorhanden.
Hinzu kommt eine praktische Smartphone App (iOS & Android) mit diversen praktischen Features wie:
Diebstahlschutz inkl. Fahrzeugsperre, Fahrzeugdiagnose, Verwaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung, Tempomat, Beleuchtung, regenerative Bremswirkung und Umgebungslichter einstellen etc. Darüber hinaus lassen sich über die App Freunde in der Umgebung finden etc.
Ninebot ES 2 Testbericht
Nach Auspacken und Aufbauen des Ninebot ES2 (der Lenker inkl. Kabel muss mit der Lenkerstange verbunden werden) fiel uns sofort die robuste Verarbeitung auf. Eine Besonderheit dieses Modells ist übrigens, dass der Akku direkt in der Lenkerstange verbaut ist, und nicht unter dem Trittbrett. Die Gewichtsverteilung ist deshalb ein klein wenig anders als bei den meisten anderen Elektrorollern. Sehr praktisch finden wir übrigens, dass sich an der Lenkerstange ein kleiner Haken befindet, an dem man z.B. eine Einkaufstasche befestigen kann. Schade ist aber, dass der Lenker nicht höhenverstellbar ist.
Was uns erstaunte ist der große Funktionsumfang dieses Elektrorollers – Features wie ein Tempomat, Antiblockiersystem, LED Display, Smartphone App und regulierbare Umgebungslichter sind bei einem so preisgünstigen Modell keine Selbstverständlichkeit.
Auch optisch kann sich der ES2 mit seinem schlichten, aber stylishen Design durchaus sehen lassen – es wundert nicht, dass dieses Modell mit dem „iF Design Award 2018“ ausgezeichnet wurde.
Was die Bedienung des ES2 angeht, wurde offenbar Wert auf Einfachheit gelegt. Am Lenker gibt es nur einen einzigen Bedienknopf, mit dem man den Scooter nicht nur ein- und ausschalten, sondern auch die Lichter aktivieren und eine andere Unterstützungsstufe wählen kann.
Zum Ninebot ES2 Fahrverhalten
Beschleunigt wird per Daumengashebel, wie man es auch von vielen anderen Elektrorollern kennt. Praktisch ist, dass man den E Scooter erst ein wenig anschieben muss, bevor der Motor einsetzt. Dies verhindert ein versehentliches Losfahren.
Beim Beschleunigen fiel uns allerdings auf, dass der Ninebot das Gas manchmal nur mit ein klein wenig Verzögerung annahm, was doch ein wenig störte. Aber wenn der Roller erst mal lief, ließ sich das Gas ganz gut dosieren. Die 25 km/h Höchstgeschwindigkeit ließ sich im Test recht zügig erreichen (natürlich in der höchsten Unterstützungsstufe). Man merkt aber doch ein wenig, dass der Motor nicht der stärkste ist – bei manch anderen Elektrorollern verläuft die Beschleunigung noch deutlich kraftvoller. Gerade bei Steigungen erwies sich der Ninebot manchmal als ein klein wenig leistungsschwach.
Am Fahrverhalten selbst gab es allerdings nichts auszusetzen – auch in Kurven hatte man stets das Gefühl, sicher auf der Straße zu liegen. Bei regennassen Straßen dagegen neigten die Hartgummireifen dazu, recht schnell wegzurutschen – bei Nässe sollte man mit diesem Roller also ganz besonders vorsichtig fahren.
Was uns überraschte war, dass der Ninebot ES2 trotz Hartgummibereifung eigentlich ganz gut mit Straßenunebenheiten zurechtkam – dies dürfte ohne Zweifel auf die Federung vorn und hinten zurückzuführen sein. Trotzdem berichteten unsere Fahrer, dass sie z.T. doch recht heftig durchgerüttelt wurden, z.B. auf Kopfsteinpflaster. Hier würden luftgefüllte Reifen ganz sicher für ein deutlich smootheres Fahrverhalten sorgen – allerdings gehen sie natürlich wesentlich schneller kaputt als Hartgummireifen. Für Sharing E Scooter sind die robusten Hartgummireifen deshalb wohl besser geeignet.
An den Bremsen hatten wir absolut nichts auszusetzen. Auch aus voller Fahrt brauchte die elektrische Bremse nur ca. vier bis sieben Meter, um den Roller sicher zum Stehen zu bringen. Die Hinterradbremse wird man in der Praxis wohl eher selten nutzen, sie ist aber definitiv gut als Notbremse geeignet.
Beachte bitte, dass man bei der Rekuperation (Energierückgewinnung) drei verschiedene Modi einstellen kann. In der höchsten Stufe bremst der Motor ziemlich stark ab, sobald man vom Gas geht – da sollte man schon ein wenig aufpassen!
Was die Herstellerangabe von bis zu 25 km Reichweite angeht, so dürfte dieser Wert in der Realität wohl kaum zu erreichen sein. Selbst auf komplett ebenen Strecken sollte man eher von 18 bis 20 km ausgehen. Im höchsten Modus (Sportmodus) dürfte die Reichweite bei ca. 15 km liegen.
Gute Beleuchtung
Die LED Front- und Heckleuchten sind recht stark und machten insgesamt einen guten Job. Man hat nachts eine gute Sicht und kann auch sehr gut von anderen Verkehrsteilnehmern gesehen werden. Beim Bremsen leuchtet das Rücklicht übrigens heller, so dass nachfolgender Verkehr gewarnt wird. Ob die stylishe Unterbodenbeleuchtung wirklich Sinn macht, lassen wir mal so dahingestellt. Die Lichter sehen zwar cool aus, aber man fällt damit auch ziemlich auf. Wir können uns vorstellen, dass das nicht unbedingt jedermanns Sache ist. Bei Bedarf kann man die Unterbodenlichter aber auch einfach ausschalten. In der Nacht bieten sie aber in der Tat zusätzliche Sicherheit.
Gut funktionierender Faltmechanismus
Das angepriesene 1-Knopfdruck Faltsystem hielt im Test genau das, was es verspricht – der Roller lässt sich schön einfach und binnen Sekunden Zusammenklappen. In diesem Zustand lässt sich der Ninebot gut und kompakt verstauen, z.B. im Kofferraum oder unter dem Bürotisch (schade ist nur, dass sich die Lenkergriffe nicht einklappen lassen). Allerdings gehört der ES2 mit einem Gewicht von 12,5 kg nicht gerade zu den absoluten Leichtgewichten unter den Elektrorollern – im gefalteten Zustand lässt er sich doch nur relativ schwer herumtragen. Dies dürfte noch problematischer werden, wenn man den zweiten optionalen Akku hinzufügt.
Abschließendes Fazit
Insgesamt hat der Ninebot ES2 im Test gut abgeschnitten, wenn auch mit ein paar Abstrichen. Wenn man bedenkt, wie preisgünstig dieser Elektroroller angeboten wird, muss man beim Ninebot ES2 aber auf jeden Fall von einem wirklich guten Preis-Leistungsverhältnis sprechen. Die Verarbeitung wirkt massiv und robust – so wie es bei einem Modell, das häufig von E Scooter Sharing Anbietern genutzt wird, auch sein sollte. Auch optisch kann dieser E Scooter absolut überzeugen.
Erstaunlich sind die ungewöhnlich vielfältigen Features, die man bei einem Elektroroller in dieser niedrigen Preisklasse eigentlich nicht erwarten würde (Tempomat, Rekuperation, App inkl. Diebstahlschutz, vielfältige Einstellungsoptionen, individualisierbare Beleuchtung, Display etc.). Positiv ist auch die einfache Bedienbarkeit, mit der auch Anfänger keinerlei Probleme haben sollten.
Es gibt aber auch ein paar kleine Nachteile: Wegen den Hartgummireifen sollte man insbesondere bei Nässe besonders vorsichtig fahren. Ein weiterer Nachteil der Hartgummireifen ist, dass man bei Bodenunebenheiten z.T. ziemlich starken Vibrationen ausgesetzt wird, obwohl die Federung so einiges ausgleicht. Dieser Scooter ist definitiv für ebenen Asphalt konzipiert – fürs Gelände oder für Strecken mit vielen Steigungen ist er sicherlich nicht gedacht. Der Motor könnte etwas mehr Wumms haben, aber auf ebenen Strecken macht er seine Sache wirklich gut. Leider ist dieser E Scooter mit einem Gewicht von 12,5 kg auch nicht ganz leicht – er lässt sich zwar schön einfach zu- und aufklappen, aber zum lockeren Herumtragen ist er doch ein wenig schwer.
Trotzdem muss man sagen, dass die meisten anderen Elektroroller in diesem Preissegment (unter 500,- Euro) sicher nicht mit dem Ninebot ES2 mithalten können.
Der Hersteller Ninebot im Überblick